Frau, Leben, Freiheit

Der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ ist in der kurdischen politischen Landschaft von großer Bedeutung. Er wurde sowohl von der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung als auch von der demokratischen konföderalistischen Bewegung weitgehend übernommen. Dieser kraftvolle Satz fasst die Kernprinzipien der Gleichstellung der Geschlechter, der persönlichen Autonomie und der Befreiung der kurdischen Frauen zusammen.

Der Slogan erlangte während der Proteste, die nach dem tragischen Tod von Jina (Mahsa) Amini im Iran ausbrachen, große Bekanntheit. Ihr Tod löste eine Welle der Empörung und Mobilisierung aus, wobei die Demonstranten den Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ als vereinigendes Motto verwendeten. Dieser Slogan symbolisiert den kollektiven Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit und der Ermächtigung der Frauen in der kurdischen Gesellschaft.

Die Bedeutung dieses Slogans liegt in seiner Fähigkeit, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund anzusprechen, die eine gemeinsame Vision von Gleichheit und Freiheit teilen. Er erinnert an den andauernden Kampf für die Rechte der Frauen und an die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu beseitigen.

Indem sie sich die Prinzipien von „Frau, Leben, Freiheit“ zu eigen machen, wollen kurdische Aktivistinnen und Aktivisten patriarchalische Normen in Frage stellen, unterdrückerische Systeme abschaffen und eine Gesellschaft schaffen, in der sich Frauen ohne Angst und Diskriminierung entfalten können. Dieser Slogan ist ein kraftvoller Aufruf zum Handeln, der die Menschen dazu inspiriert, ihre Kräfte zu bündeln und auf eine Zukunft hinzuarbeiten, in der die Gleichstellung der Geschlechter nicht nur ein Wunsch, sondern gelebte Realität ist.

Insgesamt ist „Frau, Leben, Freiheit“ für kurdische Frauen und ihre Verbündeten zu einem Symbol der Hoffnung und des Widerstands geworden. Es steht für ihre Entschlossenheit, für ihre Rechte zu kämpfen und sich Räume zu schaffen, in denen sie ihr Leben frei und selbstbestimmt leben können.

Herkunft 

Der Slogan „Jin, Jiyan, Azadi“ stammt aus der kurdischen Freiheitsbewegung des späten 20. Jahrhunderts. Er wurde zuerst von Mitgliedern der kurdischen Frauenbewegung verwendet, die gegründet wurde, um die Verfolgung durch die Regierungen im Iran, Irak, der Türkei und Syrien zu bekämpfen. Prominente Persönlichkeiten wie Abdullah Öcalan machten den Slogan durch ihre antikapitalistischen und antipatriarchalischen Schriften weiter bekannt. Seit seinen Anfängen wurde der Slogan von verschiedenen kurdischen Organisationen und Einzelpersonen außerhalb der Bewegung übernommen. Insbesondere wurde er zum Schlachtruf für kurdische Kämpfer, als sie die Belagerung von Kobani, einer vom Islamischen Staat im Irak und in der Levante bedrohten Stadt, erfolgreich durchbrachen.

Verwendung durch demokratische Konföderalisten 

Der Slogan „Jin, Jiyan, Azadi“ steht in engem Zusammenhang mit der Jineologie, die ein Bestandteil des demokratischen Konföderalismus ist. Es wird angenommen, dass er von Abdullah Öcalan, dem Führer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), geprägt wurde. Der Slogan wurde in den 2000er Jahren unter kurdischen Frauen aufgrund seines eingängigen Rhythmus, seiner Schreibweise und seiner Bedeutung populär. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der politischen Aktivitäten kurdischer Frauen in dieser Zeit. Darüber hinaus wurde der Slogan auch von kurdischen Kämpferinnen der Frauenschutzeinheiten (YPJ) während ihres Kampfes gegen den Islamischen Staat (ISIS) übernommen.

Auf der ganzen Welt verbreitet 

Der Slogan „Jin, Jiyan, Azadî“ wurde ursprünglich von militanten kurdischen Frauen kreiert und hat seitdem bei Protesten weltweit an Popularität gewonnen. Er wurde vor allem bei Kundgebungen am 25. November 2015 in verschiedenen europäischen Ländern anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen verwendet.

Afghanistan 

Als Zeichen der Solidarität kamen afghanische Frauen am 20. September 2022 zusammen, um einen Slogan zur Unterstützung der iranischen Frauen zu skandieren, die für ihre Rechte protestierten. Dieser Protest verdeutlichte die gemeinsamen Kämpfe und Bestrebungen von Frauen über Grenzen hinweg. Die afghanischen Frauen schlossen sich zusammen, um die Stimmen ihrer iranischen Kolleginnen zu verstärken, und demonstrierten so die Kraft der Einheit im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter. Die Veranstaltung erinnerte daran, dass der Kampf für die Rechte der Frauen nicht auf ein einzelnes Land beschränkt ist, sondern ein globales Problem darstellt, das gemeinsames Handeln erfordert. Indem sie den Slogan skandierten, zeigten die afghanischen Frauen, dass sie sich an die Seite der Frauen überall stellen und entschlossen sind, eine integrativere und gleichberechtigtere Gesellschaft zu schaffen.

Frankreich 

Während der Filmfestspiele von Cannes 2018 skandierten die Darsteller des Films Girls of the Sun „jin jiyan azadî“. Dieser Slogan, der auf Kurdisch „Frauen, Leben, Freiheit“ bedeutet, erlangte Aufmerksamkeit und Bedeutung. Im September 2022, als nach dem Tod von Mahsa Amini, einer jungen Frau im Iran, Proteste ausbrachen, wurde der Slogan auf der Titelseite der französischen Zeitung Libération in persischer Sprache abgedruckt. Damit wurde der anhaltende Kampf für die Rechte und die Freiheit der Frauen noch deutlicher. Die Verwendung des Slogans durch die Darsteller des Films und sein anschließendes Erscheinen in einer prominenten Zeitung sind ein starkes Symbol der Solidarität und Unterstützung für die Stärkung der Rolle der Frau weltweit.

Iran 

Der Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ entstand während einer Reihe von Protesten, die auf den Tod von Mahsa Amini im September 2022 folgten. Der Slogan, der zunächst bei Aminis Beerdigung in Saqqez skandiert wurde, gewann an Zugkraft und war bei Protesten in Sanandaj und an der Teheraner Universität zu hören. In den folgenden Tagen begannen Demonstranten im ganzen Iran, den Slogan zu verwenden. Als sich die iranischen Proteste weltweit ausbreiteten, wurden in verschiedenen Städten weltweit Kundgebungen abgehalten, bei denen die Demonstranten den Slogan ebenfalls verwendeten. Die französische Zeitung Libération zeigte sogar ein Bild der iranischen Proteste mit dem ins Französische übersetzten Slogan. Der Slogan wurde noch bekannter, als er in den Text des Liedes „Baraye“ von Shervin Hajipour aufgenommen wurde, der daraufhin von der Polizei verhaftet wurde. Das Lied erlangte weltweite Anerkennung und wurde bei den weltweiten Protesten für den Iran im Oktober 2022 gesungen. Im Februar 2023 gaben zwanzig unabhängige iranische Gewerkschaften, feministische Gruppen und Studentenorganisationen ein Manifest heraus, in dem die Bedeutung des Slogans näher erläutert wurde. Das Manifest forderte ein Ende von Unterdrückung, Diskriminierung, Tyrannei und Diktatur. Insgesamt ist „Frau, Leben, Freiheit“ zu einem kraftvollen Slogan für alle geworden, die im Iran und darüber hinaus nach Gleichberechtigung und Befreiung streben.

Türkei 

Der Slogan „Samstagsmütter“ ist in der Türkei weit verbreitet, insbesondere durch eine Gruppe mit demselben Namen. Diese Gruppe versammelt sich jeden Samstag, um zu protestieren und auf das Verschwinden ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen. Der Slogan hat sich durchgesetzt und wurde am 21. September 2022 sogar von türkischen Demonstranten vor der Botschaft der Islamischen Republik Iran skandiert. Die Verwendung dieses Slogans unterstreicht die Solidarität und Entschlossenheit des türkischen Volkes bei der Suche nach Gerechtigkeit und Rechenschaft für die Verschwundenen.


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