Das von Josiah Wedgwood 1787 geschaffene Wedgwood-Medaillon gegen die Sklaverei ist ein starkes Symbol der Abolitionistenbewegung. Das Medaillon wurde als Siegel für die Gesellschaft für die Abschaffung des Sklavenhandels entworfen und sollte das Bewusstsein und die Unterstützung für die Beendigung des Sklavenhandels erhöhen. Das Medaillon zeigt einen schwarzen Mann, der in Ketten kniet und die Hände zum Himmel erhebt, begleitet von dem Satz „Bin ich nicht ein Mensch und ein Bruder? Dieses Bild und diese Botschaft dienten dazu, versklavte Menschen zu vermenschlichen und ihre Gleichheit und Menschlichkeit zu betonen. Das Medaillon fand weite Verbreitung und wurde zu einem beliebten Symbol der Abolitionisten in Großbritannien. Es spielte eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung der öffentlichen Meinung gegen den Sklavenhandel und für dessen Abschaffung. Die kraftvollen Bilder und die Botschaft des Medaillons wirken auch heute noch nach und erinnern uns daran, wie wichtig es ist, die allen Menschen innewohnende Würde anzuerkennen und gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu kämpfen.
Bei der abgebildeten Figur, die vermutlich von Henry Webber und William Hackwood unter Mitwirkung von Wedgwood entworfen wurde, handelt es sich um eine Kamee aus Jaspis, die von Wedgwoods Etruria-Werken hergestellt wurde. Sie erfreute sich in Großbritannien und den Vereinigten Staaten großer Beliebtheit und wurde als Anhänger, als Intarsie in Schnupftabakdosen und als Verzierung auf Armbändern und Haarnadeln verwendet. Diese Kameen wurden schnell zu modischen Symbolen der britischen Abolitionsbewegung. Das Medaillon spielte eine wichtige Rolle bei der Förderung der Abolition und gilt heute als das ikonischste Stück der Anti-Sklaverei-Paraphernalia, das je geschaffen wurde.
Herkunft
Im Jahr 1787 wollte die Gesellschaft für die Abschaffung des Sklavenhandels ein erkennbares Siegel schaffen, um ihre Sache zu unterstützen. Sie nahmen die Hilfe von Josiah Wedgwood, einem bekannten britischen Töpfer und Unternehmer, in Anspruch. Ein Entwurf von Henry Webber wurde einem Ausschuss der Gesellschaft am 16. Oktober 1787 vorgelegt. Es ist wahrscheinlich, dass Wedgwood aufgrund seines persönlichen Engagements einen gewissen Einfluss auf den endgültigen Entwurf hatte. Der Entwurf zeigte einen schwarzen Sklaven in kniender Position, begleitet von dem aussagekräftigen Motto „Bin ich nicht ein Mensch und ein Bruder?“. Dieses Motiv wurde zunächst als Druckvorlage erstellt und später in eine Skulptur umgewandelt, möglicherweise von William Hackwood.
Die Darstellung eines versklavten Mannes in kniender Haltung mit erhobenen Händen wird oft als Zeichen des Flehens und der Identifikation mit dem Christentum gesehen. Diese Darstellung legt nahe, dass der Mann sowohl den Himmel als auch ein weißes britisches oder amerikanisches Publikum anspricht. Zeitgenössische Interpretationen dieses Bildes heben jedoch hervor, wie es die Vorstellung von der Unterwerfung der versklavten Menschen unter die weiße Gesellschaft verstärkt. Mary Guyatt argumentiert, dass die schwache, kniende und durch die Ketten entmannte Haltung des Sklaven impliziert, dass er nicht nur an den Himmel, sondern auch an die weiße Gesellschaft appelliert. Mit dieser Darstellung soll eine Machthierarchie geschaffen werden, indem der Sklave als unterwürfige Figur dargestellt wird, die bei potenziellen Bekehrern der abolitionistischen Sache Mitleid hervorrufen soll. Dieses Verständnis des Bildes wird durch Wedgwoods Beschreibung desselben Sklaven als „pathetische Figur“ in einem Vorschlag zur Verwendung seines Holzschnitts für ein abolitionistisches Pamphlet noch unterstützt. Insgesamt dient das Medaillon als wirkungsvolles Instrument, um Empathie und Unterstützung für die Abolitionistenbewegung zu wecken und gleichzeitig die gesellschaftliche Machtdynamik zu verstärken.
Verteilung
Im späten 18. Jahrhundert begann Josiah Wedgwood in seiner Töpferei in Etruria, Staffordshire, mit der Herstellung eines unverwechselbaren kameenförmigen Designs. Die genaue Anzahl der hergestellten Medaillons und die Variationen des Symbols sind nicht bekannt, aber man geht davon aus, dass die Nachfrage nach ihnen groß war. Es wird geschätzt, dass die Popularität des Medaillons mit der Nachfrage nach Clarksons Broschüre „A Summary View of the Slave Trade“ vergleichbar war, von der in den ersten fünfzehn Monaten des Bestehens der Society for the Abolition of the Slave Trade 15.050 Exemplare an Unterstützer verteilt wurden.
Wedgwood verteilte die Medaillons wahrscheinlich über das Netzwerk der Gesellschaft und schickte Pakete an Thomas Clarkson und Benjamin Franklin. Wedgwood finanzierte die Produktions- und Vertriebskosten selbst, da ähnlich große Kameen im Handel für drei Guineen pro Stück (426 £ im Jahr 2021) verkauft wurden. Diese Anti-Sklaverei-Kameen waren nicht nur dekorative Stücke, sondern wurden auch zur Verzierung verschiedener Gegenstände wie Schnupftabakdosen, Schuhschnallen, Armbänder und Haarnadeln verwendet. Diese Gegenstände konnten sowohl in Großbritannien als auch in den Vereinigten Staaten erworben werden und zogen viele Unterstützer der Abschaffungsbewegung an, insbesondere Frauen aus der Mittelschicht.
Insgesamt spielten Wedgwoods Antisklaverei-Kameen eine wichtige Rolle bei der Popularisierung und Unterstützung der Abschaffungsbewegung. Durch die Schaffung optisch ansprechender und zugänglicher Gegenstände, die die Menschen tragen oder ausstellen konnten, trug Wedgwood dazu bei, das Bewusstsein für die Abschaffung des Sklavenhandels zu schärfen und Unterstützung dafür zu gewinnen.
Einfluss
Das 1787 geschaffene Wedgwood-Medaillon war ein starkes Symbol der Abolitionistenbewegung. Ursprünglich zeigte es einen männlichen Sklaven mit dem Satz „Bin ich nicht ein Mensch und ein Bruder?“ und sollte das Bewusstsein und die Empathie für versklavte Menschen fördern. Im Jahr 1828 erschien eine abgewandelte Version des Medaillons, die eine kniende Sklavin mit den Worten Bin ich nicht eine Frau und nicht eine Schwester“ zeigte. Mit dieser Abwandlung sollten die Kämpfe der versklavten Frauen verdeutlicht werden. Das Symbol erlangte weitere Bekanntheit, als es auf dem Namensschild von The Liberator, einer einflussreichen amerikanischen Abolitionisten-Zeitung, abgebildet wurde. Es wird angenommen, dass der bekannte Künstler Hammatt Billings diese Darstellung entworfen hat. Die Wirkung des Medaillons war zeit- und ortsübergreifend, denn es tauchte während des Sanierungsstreiks 1968 in Memphis wieder auf, als afroamerikanische Männer Schilder mit der Aufschrift „I AM A MAN“ trugen. Dieser Slogan, der oft dem Wedgwood-Medaillon zugeschrieben wird, stellt eher eine Erklärung als eine Frage dar und markiert einen Wandel in der Wahrnehmung gegenüber früheren Jahrhunderten. Insgesamt diente das Wedgwood-Medaillon als wirkungsvolles visuelles Mittel im Kampf gegen die Sklaverei und spielte eine wichtige Rolle bei der Hervorhebung der Menschlichkeit und Würde der versklavten Menschen.